Vertriebenenseelsorge
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Deutsche Bischofskonferenz
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53113 Bonn pressestelle@dbk.de
Ein Sudetendeutsches „Grüß Gott“,
sehr geehrte Eminenzen in der Deutschen Bischofskonferenz.
Folgende Themen liegen uns, den Sudetendeutschen am Herzen, und wir tragen Sie Ihnen vor.
Vertriebenenseelsorge – Visitatoren
Mit Erstaunen haben wir, aus der Österreichischen Sudetenpost, und der Sudetendeutschen
Zeitung, zur Kenntnis nehmen müssen, dass es die Vertriebenenseelsorge so nicht mehr gibt
und damit auch keine Visitationen, unsere geistlichen Betreuer.
Damit findet diese spezielle Seelsorge ihr Ende, die doch gerade jetzt, wo die Generation, die bei der Vertreibung Kinder und Jugendliche waren, in ein Alter gekommen ist, in dem ihnen die traumatischen Ereignisse der Vertreibung wieder bewusst werden.Sie benötigen jetzt die Hilfe kompetenter Seelsorger um sie zu verarbeiten. Sie fühlen sich nun von dieser Kirche, der sie ein Leben lang die Treue gehalten haben, in Stich gelassen. Für mich ist das ein Treue-bruch, gerade gegenüber einer Volksgruppe in der die Kirche eine große Rolle spielte und immer noch spielt.
Wir halten es für eine Aufgabe der Kirche, der jungen Generation die christliche Geschichte und die Bräuche in den Heimatgebieten ihrer Vorfahren zu vermitteln und die Wallfahrten in diese Regionen am Leben zu erhalten.
Der Staat ist sich, im kulturellen Bereich, dieser Aufgabe bewusst und sichert mit §96 BVG die Weitergabe und Pflege, der kulturellen Werte, als zu der Deutschen Geschichte gehörend.
Für die Kirche, wenn sie glaubhaft bleiben will, müsste das, im kirchlichen Bereich, auch eine Selbstverständlichkeit sein. Dazu bedarf es aber der Fortsetzung der Vertriebenenseelsorge und die Beibehaltung der Visitatoren MSG.Dieter Olbrich und MSG.Karl Wuchterl. Sollte das eine Frage des Geldes sein, sind wir bereit unsere Landsleute zu einer Spendenaktion aufzurufen.
Sicher hat die Katholische Kirche jetzt vorrangig andere Probleme, so mit „fußballspielenden, ministrierenden“Flüchtlingen, wie sie der CSU Generalsekretär, benennt.
Vor siebzig Jahren hätte er das sicher so formuliert:
„Das Schlimmste sind die fußballspielenden, ministrierenden Vertriebenen und Flüchtlinge, die bei uns zwangseinquartiert werden, und uns die Haare vom Kopf fressen - weil wir sie leider nie wieder abschieben können.
Der Unterschied liegt nur darin, dass diese damaligen „Flüchtlinge“, die aus ihrer Heimat „abgeschoben“ also vertrieben wurden, gern, in diese wieder „abgeschoben“ worden wären, wenn das möglich gewesen wäre. So mussten sie sich als unwillkommene „Zwangsgäste“ inte-grieren, was ihnen, dank ihrer Tüchtigkeit, und mit Gottes Hilfe, auch gut gelungen ist.
Die traumatisierten Vertriebenen, hofften zumindest in der Kirche ein Stück Heimat zu finden, was anfangs auch nicht ganz leicht war. Erst allmählich wurde sich die Kirche dessen bewusst und hat sich der Vertriebenen angenommen und zusammen mit dem ebenfalls vertriebenen Klerus großartige Integrationsarbeit geleistet. So wurde die Kirche ein Stück Heimat, weil sich
die Entwurzelten, dank der speziellen Vertriebenenseelsorge durch ihre Priester und Visita-toren in der Gottesdienstgestaltung und mit ihren heimatlichen Lieder wieder fanden.
Dass, das auch heute noch so ist, zeigt nicht nur die volle Kirche St. Michael in München, bei dem Neujahrsgottesdienst der Vertriebenen, zu den wir Sie, Herr Kardinal Marx, schon wie-derholt eingeladen haben, sondern auch die zahlreichen Vertriebenengottesdienste, die Mai-andachten und Wallfahrten, vor allem in die alten Heimatgebiete. Dort fällt es auf, dass die, zumeist von den Vertriebenen renovierten Heimatkirchen, nur einmal im Jahr voll sind, wenn die Wallfahrt der Vertriebenen dorthin stattfindet.
Wichtig dabei ist natürlich die Betreuung durch die sachkundigen Visitatoren und Vertrie-benengeistlichen, die wissen wovon sie reden und nicht die von irgendwelchen Pflichtpredi-gern, oder „Berufsversöhnern“, die wenig Ahnung von der Materie haben.
Wir, die noch der Erlebnisgeneration angehören sind bestrebt das religiöse Wissen und die damit verbundenen Sitten und Gebräuche an die junge Generation weiterzugeben. Das können wir nicht allein, dazu brauchen wir unsere Seelsorger. Deshalb sehen wir mit Bestürzung, dass mit der Vertriebenenseelsorge jetzt Schluss sein soll. Um bei dem CSU-Vergleich zu bleiben wäre das genauso, wie wenn eine Fußballmannschaft keine Trainer oder die Ministranten keine Oberministranten mehr hätten.
Die von uns sehr geschätzten Bischöfe Bernhard Hauk und sein Amtskollege unser Landsmann Bischof Rudolf Voderholzer werden allein nicht in der Lage sein, diese Seelsorge aufrecht zu erhalten.
Wie innig die Bindung der Vertriebenen an die Kirche und ihre Repräsentanten, besonders an die, die Wurzeln in den Heimatgebieten haben ist, zeigt das Beispiel von Bischof Dr.Rudolf Voderholzer. Für ihn, der sich zu seiner Herkunft stets bekannt hat und der, der SL-Ortsgruppe Haar als Mitglied angehört, haben es sich Heimatverbände, wie die Hausner-Stiftung, die Ortsgruppe Haar, die Bezirksgruppen Oberbayern und Schwaben, der Heimatverband Mies-Pilsen, der Witikobund, die Sudetendeutschen Lehrer und die STES, nicht nehmen lassen für seinen speziellen Bischofsstab zu sammeln. In einem festlichen Akt in Regensburg, zu dem der Bischof eingeladen hatte, wurde der Stab, in dem auch das Symbol der Heimatkirche der Vorfahren des Bischofs, im Sudetenland, enthalten ist, erklärt und gezeigt.
Unser Appell richtet sich deshalb an Sie, die Verantwortlichen in der Bischofskonferenz. Bitte führen Sie, die spezielle Vertriebenenseelsorge, mit den Visitatoren wie bisher fort, getreu dem Wort unseres Herren. „Der gute Hirte lässt seine Herde nicht im Stich“.
Dass wir nicht nur Forderungen stellen und Bitten vortragen, beweist das unglaubliche Enga-gement der Vertriebenen, zum Erhalt ihrer Heimatkirchen und religiösen Symbole.
Viele von Ihnen, die den Kommunismus und Vandalismus überstanden haben, wurde durch Aktionen der Vertriebenen gerettet oder zumindest vor den Verfall gesichert und damit unschätzbare religiöse aber künstlerischen Werte bewahrt. Wir, die Vertriebenen haben Flagge gezeigt, so beim Besuch von unserem Papst Benedikt in München und Freising und sogar in Brünn, in der CZ, wo wir mit einer kleinen Delegation und einem Transparent mit der Auf-schrift auf Deutsch und Tschechisch;
Sudetendeutsche begrüßen den Papst in ihrer Heimat Böhmen und Mähren,
den Papst in unserer Heimat begrüßten und dafür von vielen Tschechen Anerkennung erfuhren. Wir waren damit die Ersten, die in Brünn Flagge gezeigt, und damit zum Anfang einer gewissen Entspannung beigetragen haben, ohne unsere Rechtspositionen aufzugeben. Das alles verdeutlicht die Verbundenheit von uns Vertriebenen mit unserer Heimat, ihren Kirchen und deren Symbolen.
Kirchenerhalt durch die entschädigte Tschechische Kirche
Nachdem die Katholische Kirche in der CZ, durch alle Gerichtsinstanzen gegangen ist, ist es ihr gelungen einen Großteil des konfiszierten Eigentums zurückzuerhalten und Entschädigung in Milliardenhöhe zugesprochen zu bekommen.
Wir bitten die Deutsche Bischofskonferenz sich mit ihren Amtsbrüdern in der Tschechischen Bischofskonferenz in Verbindung zu setzen um zu bewirken, dass mit diesen Geldern, die natürlich auch von den Sudetendeutschen Kirchengemeinden stammen, die Kirchen und religiösen Symbole im Sudetenland weiter in Stand gesetzt und erhalten werden und darüber hinaus die deutsche Vergangenheit in Schrift und Geschichte wieder sichtbar gemacht wird. Auch die noch bestehenden Grabdenkmäler auf den Friedhöfen sollten nicht nur erhalten bleiben, sondern als kulturelles Erbe unter Denkmalschutz gestellt werden.
Leider mussten viele von uns feststellen, dass bei Renovierungen von Kirchen, deren deutsche Geschichte ausgelöscht oder verfälscht wird und auf den Friedhöfen die deutschen Grabsteine verschwinden, das muss sich ändern.
Erhalt von Bildungsstätten.
Eine Hiobsbotschaft war für uns die Mitteilung über den Verkauf des Hauses St. Johannes, in Brannenburg, durch das Sudetendeutsche Priesterwerk. Dieses Haus, das mit vielen Spenden der Vertriebenen errichtet wurde, war unter der Leitung von Pater Norbert Schlegel, Bildungs-stätte und Treffpunkt für die Volksgruppe. Unser Vorschlag es gemeinsam mit der Tschechischen Kirche als Bildungsstätte zu erhalten, wurde leider nicht verwirklicht.
Zusammenfassung.
Wir bitten die Bischofskonferenz das Thema Vertriebene weiter ernst zu nehmen und nicht als erledigt zu betrachten, wie es die Politik, aus wirtschaftlichen Gründen, zu machen scheint.
Unsere Volksgruppe hat mit dem Priesterwerk und Persönlichkeiten, wie Prof. Rudolf Grulich, Weihbischof Pieschel, und vielen anderen, nicht nur Akzente in der Seelsorge gesetzt, sondern sich auch Verdienste um die Kirchengeschichte in Böhmen und Mähren, erworben. Die Mehrheit der vertriebenen Christen will die Versöhnung mit dem Tschechischen Volk, die aber auf der Basis eines gerechten Ausgleichs, der auf dem Fundament der Wahrheit und Gerech-tigkeit, beruhen muss, (Lukas 18,1-8 Witwe fordert Gerechtigkeit) sonst wäre das Fundament nur aus Sand gebaut. (Matthäus 7,24-27) Der verstorbene Jude Max Mannheimer vormulierte es so: „Baut Brücken, aber nehmt dazu keinen Magerbeton.“
Enttäuschen Sie, unsere Volksgruppe nicht, die sich auf die Kirche und ihren Beistand in ihrem Verlangen nach Recht und Gerechtigkeit, verlässt, damit die Brücken in die Heimat auf den sichern Fundament des Rechtes mit festem Beton, errichtet werden.
„Das Recht auf die Heimat ist ein von Gott gegebenes Menschenrecht“ Kardinal Ratzinger
„Der Geist weht nicht links und nicht rechts, sondern er weht, wo er will“ FJS.
Das Wehen dieses Geistes, des Heiligen Geistes, wünsche ich uns allen, besonders aber der Bischofskonferenz bei ihren Entscheidungen über unsere Volksgruppe, die um ihr: „Von Gott gegebenes Recht“ auf die Heimat und die Heilung ihrer verletzten Rechte und die geschichtliche Gerechtigkeit, immer noch kämpfen muss.
In christlicher Verbundenheit
Johann Slezak München, 17.Oktober 2016